Bayern, beweg dich!

Bayern, beweg Dich! ist eine Initiative des Deutschen Sportlehrerverbands Bayern e.V.

Sie ist überparteilich und wird getragen von Persönlichkeiten, denen das Wohl unserer nachfolgenden Generationen, der Kinder und Jugendlichen am Herzen liegt.

Ziele:

Kinder brauchen tägliche Bewegung. Die Weltgesundheitsorganisation beweist minimal für 60 Minuten am Tag – mit mittlerer bis intensiver Intensität. Deswegen fordern wir: Bayern, beweg Dich!

LASST DIE KIDS NICHT SITZEN!

Bayern erlebte in den letzten Jahrzehnten eine ständige Reduzierung des Sportunterrichts von früher fast 4 auf jetzt durchschnittlich rund 2 Wochenstunden. Statt Sport und Bewegung in der Bildung den Kampf anzusagen, brauchen wir eine Gesellschaft, die sich dafür stark macht, dass unsere Kinder 60 Minuten SchulSportSpaß bekommen. Und zwar täglich.

So hart es klingen mag: Unser Schul-Bayern ist bisher noch ein Bewegungsbildungs-Entwicklungsland. Deshalb bringen wir vom Deutschen Sportlehrerverband Bayern e.V. die Kampagne Bayern, beweg Dich! an den Start. Eine bewegende Initiative, die alle Menschen mitnimmt: Vereine, SportlehrerInnen, SchülerInnen, Eltern, PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen, Ärzte und Alle, die sich für die Zukunft Bayerns interessieren.

Machen Sie mit! Werden Sie Beweger_In und unterstützen Sie unsere Kinder und Jugendlichen

IN BAYERN

– sind Übergewicht und Bewegungsmangelerscheinungen die bedrohlichsten Kinderkrankheiten

– können immer weniger Grundschulkinder Radfahren

– ist jedes vierte Kind in der 4. Klasse psychisch auffällig

– ist Suizid die häufigste Todesursache bei den 15 bis 25- Jährigen

– wurden seit 1996 über 150 Schwimmbäder geschlossen

– ertrinken mehr Menschen als in jedem anderen Bundesland

DAS WILL DER DEUTSCHE SPORTLEHRERVERBAND BAYERN E.V. GEMEINSAM MIT IHNEN ÄNDERN

Wie alles begann

Unsere Nachbarn – die Österreicher – machen es uns vor: Seit 2015 ist dort eine tägliche Sportstunde in den Schulen verpflichtend eingeführt worden. Angestoßen durch die Bundes-Sportorganisation (BSO) und getragen von vielen, vielen Menschen in Österreich wurde die Forderung nach der täglichen Bewegungseinheit im schulischen Kontext durch den Nationalrat sogar innert kurzer Zeit gesetzlich verankert. Die Initiative „Tägliche Turnstunde“ wurde 2012 von der BSO ins Leben gerufen und bereits ein Jahr später, 2013, gab es im Regierungsprogramm einen ersten 10-Punkte-Plan, der diese Idee konkretisierte und mit Inhalten füllte. Im Herbst 2017 konnte die tägliche Bewegungs- und Sporteinheit bereits in allen neun Bundesländern in Österreich umgesetzt werden! Mehr unter Bewegungswissen…

Auch wir sehen dringenden Handlungsbedarf bei uns in Bayern und starten, angelehnt an das österreichische Programm, die Petition Bayern, beweg Dich! Wir wollen überzeugende Mehrheiten schaffen für täglich 60 Minuten SchulSportSpaß in bayerischen Kindertagesstätten und Schulen. Wir wirken der mangelnden Bewegungskompetenz unserer Kinder entgegen, fördern be-jaende Lebensfreude und schützen vor Bewegungsmangelerkrankungen. Durch qualitativen Sport und Bewegungsbildung unterstützen wir nicht nur die körperliche, sondern ebenso die optimale geistige, seelische und soziale Entwicklung. Damit sorgen wir für einen insgesamt höheren Erfolg und mehr Zufriedenheit im Leben unserer Kinder.

Unzählige Studien beweisen, dass qualitativer Sport und Bewegungsbildung eine optimale Grundlage für Zufriedenheit und Lebenserfolg darstellen.

Bayern, beweg dich!

Sportlich aktive Kinder sind …

… auch als Erwachsene fitter & mobiler

Die weltweite Bevölkerung wird stetig älter – um auch im Alter mobil und selbstständig zu bleiben, hilft es, die elementaren Grundlagen bereits im Kindesalter zu legen. Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt sich während des Wachstums positiv auf die Knochendichte aus und sorgt damit bis ins hohe Alter für stabile und feste Knochen.[52. Krankenkasse, T. (2005). Sicherheit und Innovation. Neue Wege-neue Chancen.] Daneben führt Sport zur Zunahme von Muskelzellen und somit bildet sich ein kräftiger, widerstandsfähiger Körper heraus.[53. Frischenschlager, E., & Gosch, J. (2012). Active Learning-Leichter lernen durch Bewegung. na.] Spanische Sportwissenschaftler wiesen nach, dass durch eine einfache sportliche Intervention, die über eine längeren Zeitraum durchgeführt wurde, sowohl Männer als auch Frauen ihre Kraft- und Gleichgewichtsfähigkeit und zudem die Frauen ihre Beweglichkeit verbessern konnten.[54. Seco, J., Abecia, L. C., Echevarría, E., Barbero, I., Torres‐Unda, J., Rodriguez, V., & Calvo, J. I. (2013). A long‐term physical activity training program increases strength and flexibility, and improves balance in older adults. Rehabilitation Nursing, 38(1), 37-47.] Allein durch körperliche Kraft nimmt die Sicherheit im Alter zu, indem die Sturzhäufigkeit verringert und die Mobilität erhalten werden kann. Bewegung schützt im Alter vor kardiovaskulären Erkrankungen (z.B. Herzinfarkt und Arteriosklerose), verbessert respiratorische Parameter (z.B. Lungenvolumen) und stärkt den muskulären Bewegungsapparat.[55. Intiso, D., Di Rienzo, F., Russo M., Pazienza, L., Tolfa, M., Iarossi, A., & Marzzi, G. (2012). Rehabilitation strategy in the elderly. J Nephrol. 2012;25 Suppl 19:S90-5. doi: 10.5301/jn.5000138.] Das Ausmaß körperlicher Aktivität im Vorschulalter hat einen positiven Einfluss auf die Bewegungszeit im späteren Erwachsenenalter – früh übt sich, wer im Alter fit bleiben will![56. Tammelin, R., Yang, X., Leskinen, E., Kankaanpaa, A., Hirvensalo, M., & Tammelin, T. (2014). Tracking of physical activity from early childhood through youth into adulthood. Med. Sci. Sports Exerc, 46, 955-962.]

… sozial & gesellschaftlich aktiver

Die kindliche Entwicklung – körperlich, geistig und sozial – ist in jeglicher Hinsicht ein sehr komplexer Prozess. Die Teilnahme an Sportprogrammen kann dazu beitragen, dass die Kinder Wege für eine positive Entwicklung finden, entwickeln und ausbauen. Das gemeinsame Sporttreiben hilft, soziale Normen und Werte spielerisch zu erlernen und zu festigen. Durch die Bewegung entwickeln Kindern und Jugendlichen das „soziale Handwerkszeug“, um im alltäglichen Leben davon zu profitieren.[46. Diehl, K., De Bock, F., & Schneider, S. (2014). Bedeutung der sportlichen Aktivität für Kinder und Jugendliche aus soziologischer und pädagogischer Perspektive. In Aktiv und Gesund? (pp. 311-329). Springer Fachmedien Wiesbaden.][47. Maher, C., Lewis, L., Katzmarzyk, P. T., Dumuid, D., Cassidy, L., & Olds, T. (2016). The associations between physical activity, sedentary behaviour and academic performance. Journal of science and medicine in sport, 19(12), 1004-1009.] Eine Studie zeigte, dass es einen Zusammenhang zwischen der Teilnahme im Sport und verbesserter sozialer Gesundheit gibt. Dabei ist es wichtig, dass Sportarten ausgeführt werden, die gemeinsam Spaß machen und damit die intrinsische Motivation ansprechen, um von sich aus dabei zu bleiben.[48. Maher, C., Lewis, L., Katzmarzyk, P. T., Dumuid, D., Cassidy, L., & Olds, T. (2016). The associations between physical activity, sedentary behaviour and academic performance. Journal of science and medicine in sport, 19(12), 1004-1009.] Im Besonderen scheint zu Beginn der Pubertät die Einbindung in einen Sportverein ein wichtiger sozialer Faktor zu sein, um die psychische Stabilität der heranwachsenden Jugendlichen zu erreichen.[49. Gerlach, E., & Brettschneider, W. D. (2013). Aufwachsen mit Sport: Befunde einer 10-jährigen Längsschnittstudie zwischen Kindheit und Adoleszenz (Vol. 23). Meyer & Meyer Verlag.] Kinder (mit Migrationshintergrund), die sich im sportlichen Kontext beteiligen, sind besser integriert und haben einen größeren Freundeskreis. Damit wird durch Sport die gesellschaftliche Einbindung verstärkt und auch die Wertschätzung untereinander erlernt.[50. Mutz, M. (2012). Sport als Sprungbrett in die Gesellschaft?: Sportengagements von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und ihre Wirkung. Beltz Juventa.][51. Becker, S., & Häring, A. (2012). Soziale Integration durch Sport?. Sportwissenschaft, 42(4), 261-270.] Sport baut also auch soziale Brücken.

… im Leben selbstbewusster & erfolgreicher

Der Neurowissenschaftler Manfred Spitzer sagt im Zusammenhang von Kindheit und Sport: „Wer als Kind konzentriert sein kann, sich gut im Griff hat und über Selbstkontrolle verfügt, hat später viele Vorteile.“[41. Spitzer, M. (2017). Laut Hirnforscher sind Kunst und Sport die wichtigsten Schulfächer. Luzerner Zeitung. http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/panorama/fuellt-die-hirne-der-kinder;art9645,1131904. Zugriff am 24.01.18] Diese Aussage unterstreicht ein isländisches Projekt, mit dem durch vermehrte Bewegungsangebote die Prozentzahlen für Alkohol-, Tabak- und Drogenmissbrauch massiv zurückgeschraubt werden konnten. Lagen die Zahlen beispielsweise beim Alkoholmissbrauch der 15-16-Jährigen in den späten 90er-Jahren noch bei 42%, so fiel dieser Prozentwert auf 5% (2016). Ein ähnliches Bild zeigte sich beim Drogen- und Tabakgebrauch. Die Prozentzahlen für Suchtabhängigkeit konnten reduziert werden, gleichzeitig nahm die Zahl derer, die mindestens viermal pro Woche an einem Sportangebot teilnahmen, stark zu – von 24 auf 42% und damit eine Steigerung um 75%.[42. Young, E. (2017) Iceland knows how to stop teen substance abuse but the rest oft he world isn’t listening. Mosaic. https://mosaicscience.com/story/iceland-prevent-teen-substance-abuse/. Zugriff am 24.01.18] Eine norwegische Studie legt nahe, dass die Kombination körperlicher Aktivität und Lernerfolg für Kinder, die sich in der Schule schwerer tun, positiv wirkt.[43. Resaland, G. K., Aadland, E., Moe, V. F., Aadland, K. N., Skrede, T., Stavnsbo, M., … & Kvalheim, O. M. (2016). Effects of physical activity on schoolchildren’s academic performance: The Active Smarter Kids (ASK) cluster-randomized controlled trial. Preventive medicine, 91, 322-328.] Die Erklärung für diese Effekte werden den stressregulierenden Mechanismen durch Sport zugeschrieben. Dabei wird während dem Sport die Kortisolausschüttung (Stresshormon) verringert und damit sinkt die stressbedingte Anspannung.[44. Fuchs, R., & Klaperski, S. (2018). Stressregulation durch Sport und Bewegung. In Handbuch Stressregulation und Sport (pp. 205-226). Springer, Berlin, Heidelberg.] Kinder, die im Freien spielen können, leiden weniger häufig unter ADHS (Aufmerksamkeitsstörung) und senken ihren Blutdruck.[45. Spitzer, M. (2017). Laut Hirnforscher sind Kunst und Sport die wichtigsten Schulfächer. Luzerner Zeitung. http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/panorama/fuellt-die-hirne-der-kinder;art9645,1131904. Zugriff am 24.01.18] Dadurch werden neue Kapazitäten und Energien frei, um sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und sich zu verwirklichen. Sport macht also auch stark gegen Drogen und Sucht.

… motorisch besser entwickelt

Klettern, hangeln, laufen, springen – körperlich aktive Kinder profitieren positiv von häufigen, vielfältigen und spielerischen Bewegungseinheiten.[35. Wrotniak, B. H., Epstein, L. H., Dorn, J. M., Jones, K. E., & Kondilis, V. A. (2006). The relationship between motor proficiency and physical activity in children. Pediatrics, 118(6), e1758-e1765.] Forscher aus den USA konnten in ihrer Untersuchungen feststellen, dass bereits kurze intensive Sportprogramme die motorische Leistungsfähigkeit von Kindern verbesserte. Dabei werden neben den motorischen gleichzeitig auch die konditionellen Fähigkeiten ausgebildet und gesteigert.[36. Matvienko, O., & Ahrabi-Fard, I. (2010). The effects of a 4-week after-school program on motor skills and fitness of kindergarten and first-grade students. American Journal of Health Promotion, 24(5), 299-303.] Damit diese Effekte erzielt werden können, muss die Voraussetzung für regelmäßige Bewegungszeiten geschaffen werden. Diese sollten abwechslungsreich sein und sich an dem aktuellen Entwicklungsstand der Kinder orientieren, damit entsprechende Entwicklungsreize gesetzt werden können.[37. Lai, S. K., Costigan, S. A., Morgan, P. J., Lubans, D. R., Stodden, D. F., Salmon, J., & Barnett, L. M. (2014). Do school-based interventions focusing on physical activity, fitness, or fundamental movement skill competency produce a sustained impact in these outcomes in children and adolescents? A systematic review of follow-up studies. Sports Medicine, 44(1), 67-79.] Motorisch fitte Kinder haben die Chance, ihre Bewegungserfahrung auszubauen und legen dabei die Grundlage für alltägliche (z.B. Teilnahme im Straßenverkehr), aber auch sportmotorische Handlungen (z.B. Ballspiel).[38. Deutscher Turnerbund (2017). Bewegung fördert: Die motorische Entwicklung bei Kindern. http://www.dtb-online.de/portal/kinderturnen/standpunkte-themen/bewegungsfoerderung-im-kinderturnen/motorische-entwicklung.html. Zugriff am 24.01.18] Durch eine trainierte Auge-Fuß-Koordination können im sportlichen Kontext gute Leistungen erbracht werden und spielen im täglichen Leben (Stichpunkt: Straßenverkehr) eine entscheidende Rolle.[39. Graf, C. (2016). Aktiv in jedem Alter–Sport und Ernährung in den verschiedenen Lebensphasen: Kinder. Aktuelle Ernährungsmedizin, 41(S 01), S32-S34.] Eine kanadische Studie legt nahe, dass die Teilnahme an Sportprogrammen die motorischen Fähigkeiten verbessere und diese dann die Fortführung körperlicher Aktivität auch im späteren Leben stark beeinflusst.[40. Goldfield, G. S., Harvey, A., Grattan, K., & Adamo, K. B. (2012). Physical activity promotion in the preschool years: a critical period to intervene. International journal of environmental research and public health, 9(4), 1326-1342.] Wer als Kind lernt, sich zu bewegen, bleibt auch auch im Jugend- und Erwachsenenalter aktiv.

… konzentrierter & fokussierter bei der Sache

Sport in der Schule verbessert neben der körperlichen Fähigkeit Koordination, die eng mit Motorik verknüpft ist, auch die psychischen Komponenten Konzentration und Ausgeglichenheit der Schüler*innen. So zeigen Studien, dass eine gute Koordination mit einer gesteigerten Konzentration korreliert.[31. Graf, C. (2016). Aktiv in jedem Alter–Sport und Ernährung in den verschiedenen Lebensphasen: Kinder. Aktuelle Ernährungsmedizin, 41(S 01), S32-S34.] Die Auswertung einer Interventionsstudie, die Kinder mit täglicher Sportstunde in der Schule begleitete, stellte fest, dass Kinder bereits während dem Studienverlauf ausgeglichener und konzentrierter wurden. Hinzu kommt die Entwicklung eines erhöhten Selbstwertgefühls und einem verbesserten Sozialverhalten. Die Lehrkräfte hoben zudem hervor, dass die Kinder aufnahmefähiger, motivierter und leistungsbereiter am Unterricht teilnahmen.[32. Sterdt, E., Liersch, S., Henze, V., Röbl, M., Suermann, T., Krauth, C., & Walter, U. (2015). Täglichen Schulsport in der Grundschule implementieren–Potenziale und Barrieren aus Sicht der beteiligten Akteure. Das Gesundheitswesen, 16(04), 269-275.] Eine Erklärung für die positiven Effekte wird aus der Neurowissenschaft geliefert: Durch Bewegung nehmen die hochfrequenten Hirnaktivitäten ab, wodurch im Anschluss die Aufnahmefähigkeit im Unterricht gesteigert werden konnte.[33. Lukowski, T. (2013). Positive psychische Wirkung und wichtiger Therapiebaustein. DNP-Der Neurologe und Psychiater, 14(7-8), 49-56.] Bei Grundschüler*innen konnte gezeigt werden, dass vermehrte sportliche Aktivität die Aufmerksamkeitsspanne im Verlauf des Schulvormittags positiv beeinflusste. Konzentrierte Kinder können damit länger fokussiert bei der Arbeit bleiben und schließlich gezielter und nachhaltiger Neues erlernen.[34. Breithecker, S. D. D., & Dordel, S. (2003). Bewegte Schule als Chance einer Förderung der Lern-und Leistungsfähigkeit. Haltung und Bewegung, 23(2), 5-15.]

… in der Schule leistungsfähiger

Sportlicher Erfolg schlägt sich auch in der Schule nieder. So zeigen Studien positive Effekte von Bewegung auf die kognitive Leistungsfähigkeit – im Speziellen auf die Schulleistung und die Schulnoten.[26. Singh, A., Uijtdewilligen, L., Twisk, J. W., Van Mechelen, W., & Chinapaw, M. J. (2012). Physical activity and performance at school: a systematic review of the literature including a methodological quality assessment. Archives of pediatrics & adolescent medicine, 166(1), 49-55.] Eine schwedische Interventionsstudie untersuchte, ob vermehrte sportliche Aktivität einen Langzeiteffekt auf motorische Fähigkeiten und schulischen Leistungen hat. Insgesamt wurden 220 Schüler*innen fortlaufend über neun Jahre getestet. Es konnte nachgewiesen werden, dass Schüler*Innen, die an einem täglichen Sportprogramm teilnahmen, Verbesserungen sowohl in ihren motorischen Fähigkeiten als auch in ihrer schulischen Leistung erzielten.[27. Ericsson, I., & Karlsson, M. K. (2014). Motor skills and school performance in children with daily physical education in school–a 9‐year intervention study. Scandinavian journal of medicine & science in sports, 24(2), 273-278.] Die Chance auf gute kognitive bzw. schulische Leistungen stiegen signifikant an, wenn in der Schulzeit regelmäßige körperliche Bewegungszeit stattfindet.[28. Mura, G., Vellante, M., Egidio Nardi, A., Machado, S., & Giovanni Carta, M. (2015). Effects of school-based physical activity interventions on cognition and academic achievement: a systematic review. CNS & Neurological Disorders-Drug Targets (Formerly Current Drug Targets-CNS & Neurological Disorders), 14(9), 1194-1208.] Ebenso wird davon ausgegangen, dass ein aktiver Lebensstil die Lesekompetenz fördert und verbessert.[29. Haapala, E. A., Väistö, J., Lintu, N., Westgate, K., Ekelund, U., Poikkeus, A. M., … & Lakka, T. A. (2017). Physical activity and sedentary time in relation to academic achievement in children. Journal of science and medicine in sport, 20(6), 583-589.] In einer australischen Studie wurden 757 Grundschüler im Hinblick auf die im PISA-Test relevante Lese- und Rechenkompetenz und die kardio-respiratorischen Fitness getestet. Das Ergebnis zeigte, dass Schüler*innen, die eine bessere kardio-respiratorische Fitness aufwiesen auch bessere Ergebnisse in der Lese-und Rechenkompetenz erzielten.[30. Telford, R. D., Cunningham, R. B., Telford, R. M., & Abhayaratna, W. P. (2012). Schools with fitter children achieve better literacy and numeracy results: Evidence of a school cultural effect. Pediatric Exercise Science, 24(1), 45-57.] Erfolg wird also durch Bewegung gefördert.

… körperlich und geistig stabiler

Es zeigte sich, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen dem allgemeinen Wohlbefinden und dem gesamten Gesundheitszustand und körperlicher Aktivität gibt. Dabei ist die Art der Bewegung nicht entscheidend.[20. Krug, S., Jekauc, D., Poethko-Müller, C., Woll, A., & Schlaud, M. (2012). Zum Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz, 55(1), 111-120.] Wissenschaftler*innen konnten aufzeigen, dass depressive Krankheitssymptome bei Kindern meist ein Fehlen mittlerer bis hoher Bewegungsintensität vorausgeht. So zeigen sportliche Kinder signifikant seltener depressive Verstimmungen als vergleichsweise inaktive Gleichaltrige.[21. Zahl, T., Steinsbekk, S., & Wichstrøm, L. (2017). Physical activity, sedentary behavior, and symptoms of major depression in middle childhood. Pediatrics, 139(2), e20161711.] Eine australische Forschergruppe untersuchte den Einfluss des Sporttreiben von der Kindheit über die Jugend zum Erwachsenenalter. Dabei konnte festgestellt werden, dass das Ausmaß an körperlicher Bewegungszeit im Vorschulalter einen positiven Einfluss auf die sportliche Aktivitätszeiten im Jugend- und Erwachsenalter hat.[22. Tammelin, R., Yang, X., Leskinen, E., Kankaanpaa, A., Hirvensalo, M., & Tammelin, T. (2014). Tracking of physical activity from early childhood through youth into adulthood. Med. Sci. Sports Exerc, 46, 955-962.] Sport steigert das psychische Wohlbefinden und damit auch die allgemeine Lebensqualität. Gleichzeitig wird das Immunsystem gestärkt und die Verletzungswahrscheinlichkeit reduziert.[23. Holz, E., & Michael, T. (2013). Sport und Bewegung bei Depression. PiD-Psychotherapie im Dialog, 14(03), 61-63.] Kinder, die an einem Bewegungsprogramm teilnahmen und damit gelernt haben, sich zu bewegen, verletzen sich weniger häufig.[24. Rössler, R., Donath, L., Verhagen, E., Junge, A., Schweizer, T., & Faude, O. (2014). Exercise-based injury prevention in child and adolescent sport: a systematic review and meta-analysis. Sports medicine, 44(12), 1733-1748.] Erklärt wird dieser Sachverhalt durch eine verbesserte Koordinationsleistung durch Sport. Eine trainierte Auge-Fuß-Koordination hilft, sich bei einem Sturz besser abzufangen oder im Straßenverkehr Gefahren auszuweichen bzw. zu antizipieren. Dadurch wirkt Sport für als Unfallprävention.[25. Graf, C. (2016). Aktiv in jedem Alter–Sport und Ernährung in den verschiedenen Lebensphasen: Kinder. Aktuelle Ernährungsmedizin, 41(S 01), S32-S34.] Sport ist also ein Schlüssel zu Gesundheit und Wohlbefinden.

… gesünder

Gesundheit und Fitness sind eng miteinander verwoben. Zahlreiche internationale Studien zeigen auf, dass sportliche Kinder seltener unter Adipositas leiden, einen niedrigeren BMI und weniger Körperfett haben.[12. Augste, C., Lämmle, L., & Künzell, S. (2015). Does current behaviour predict the course of children’s physical fitness?. European journal of sport science, 15(5), 429-435.][13. Platen, P. (2015). Behandlung der Adipositas–Sport und körperliche Aktivität. In Handbuch Essstörungen und Adipositas(pp. 511-520). Springer Berlin Heidelberg.][14. Smith, J. J., Eather, N., Morgan, P. J., Plotnikoff, R. C., Faigenbaum, A. D., & Lubans, D. R. (2014). The health benefits of muscular fitness for children and adolescents: a systematic review and meta-analysis. Sports Medicine, 44(9), 1209-1223.] Laut einer griechischen Studie sind Mädchen, die dreimal in der Woche körperlich aktiv sind, zu 59% weniger wahrscheinlich übergewichtig.[15. Antonogeorgos, G., Papadimitriou, A., Panagiotakos, D. B., Priftis, K. N., & Nicolaidou, P. (2011). Association of extracurricular sports participation with obesity in Greek children. Journal of Sports Medicine and Physical Fitness, 51(1), 121.] Einer spanischen Studie zufolge besitzen Jungen, die drei Stunden Sport pro Woche trieben, 15% weniger Körperfett.[16. Ara, I., Vicente-Rodriguez, G., Perez-Gomez, J., Jimenez-Ramirez, J., Serrano-Sanchez, J. A., Dorado, C., & Calbet, J. A. L. (2006). Influence of extracurricular sport activities on body composition and physical fitness in boys: a 3-year longitudinal study. International journal of obesity, 30(7), 1062-1071.] Eine australische Studie zeigt auf, dass es einen Zusammenhang zwischen muskulärer Fitness, körperlicher Aktivität und der Reduktion von Adipositas gibt. Dabei reduzieren sich die kardiovaskulären Risikofaktoren, wie z.B. Bluthochdruck, Insulinresistenz, Blutlipidwerte.[17. Smith, J. J., Eather, N., Morgan, P. J., Plotnikoff, R. C., Faigenbaum, A. D., & Lubans, D. R. (2014). The health benefits of muscular fitness for children and adolescents: a systematic review and meta-analysis. Sports Medicine, 44(9), 1209-1223.] Durch regelmäßige aerobe Belastung wie z.B. Radfahren, konnte bei Kindern eine Verbesserung des Triglyzeridspiegels gemessen und somit das Risiko für Arteriosklerose (Arterienverkalkungen) heruntergeschraubt werden. Zurückzuführen sind die genannten positiven Effekte auf eine Steigerung der Ökonomie des Herzkreislaufsystems.[18. Janssen, I., & LeBlanc, A. G. (2010). Systematic review of the health benefits of physical activity and fitness in school-aged children and youth. International journal of behavioral nutrition and physical activity, 7(1), 40.] Insgesamt gesehen nimmt dadurch längerfristig die gesamt- und kardiovaskuläre Mortalität erheblich ab.[19. Larsen, L. R., Kristensen, P. L., Junge, T., Rexen, C. T., & Wedderkopp, N. (2015). Motor performance as predictor of physical activity in children: The CHAMPS study-DK. Medicine & Science in Sports & Exercise, 47(9), 1849-1856.]

… ausgeglichener, fröhlicher & entspannter

Bewegung leistet sowohl für die körperliche Gesundheit und Leistungsfähigkeit als auch für das seelische Wohlbefinden unserer Kinder einen wesentlichen Beitrag.[7. Permien, H. (2016) Bewegung – Zentraler Motor für die kindliche Entwicklung. DSLV-News, 42(2016), 4f.] Körperlich aktive Kinder können sich besser entspannen und schaffen damit einen ausgewogenen Ausgleich zwischen Ruhe- und Aktivphasen. Dies stabilisiert ihre innere Balance und dient der guten Laune – damit wirkt Sport als „natürlicher“ Stimmungsaufheller, der immer und überall einsetzbar ist.[8. Weineck, J. (2007). Der Einfluss von Sport und Bewegung auf die zerebrale Leistungsfähigkeit. DSLV–News, 33(2007), 6-8.] Es konnte durch zahlreiche internationale Untersuchungen nachgewiesen werden, dass durch Sport Frustration besser verarbeitet und Aggressionen verringert werden kann. Bei sportlicher Aktivität und dem bewegten Selbsterleben wird Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernt. Kinder, die gesetzte Ziele erreichen, ihre eigene Funktionstüchtigkeit und damit verbunden auch ihre Leistungsfähigkeit erleben, werden in dem Glauben an sich selbst gestärkt und unterstützt.[9. Wäscher, C., & Tonk, L. (2016). Praxisnahe Empfehlungen für die Bewegung von Mutter und Kind im ersten Lebensjahr. B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport, 32(01), 23-25.][10. Holz, E., & Michael, T. (2013). Sport und Bewegung bei Depression. PiD-Psychotherapie im Dialog, 14(03), 61-63.][11. Voll, S., & Stockert B. (2015) Wie viel Sport braucht die Schule?. DSLV-News, 41(2016), 4f.] Durch das gemeinschaftliche Sporttreiben wird nebenbei die Zugehörigkeit zu einer Gruppe definiert und somit die soziale Komponente integriert und gefördert. Dies steigert die allgemeine Zufriedenheit – sowohl von Eltern als auch Kindern.

… geistig fitter

Sport entwickelt bei Kindern nicht nur den (heranwachsenden) Körper, sondern fördert ebenso wie die körperliche auch die geistige Leistungsfähigkeit. Zahlreiche internationale Studien weisen positive Effekte von regelmäßigem körperlichen Training auf die Gedächtnisleistung (Leistungs- und Lernfähigkeit) bei Kindern und Jugendlichen nach.[1. Tomporowski, P. D., McCullick, B., Pendleton, D. M., & Pesce, C. (2015). Exercise and children’s cognition: the role of exercise characteristics and a place for metacognition. Journal of Sport and Health Science, 4(1), 47-55.][2.Weineck, J. (2007). Der Einfluss von Sport und Bewegung auf die zerebrale Leistungsfähigkeit. DSLV–News, 33(2007), 6-8.][3. Sibley, B. A., & Etnier, J. L. (2003). The relationship between physical activity and cognition in children: a meta-analysis. Pediatric exercise science, 15(3), 243-256.] Dieses Ergebnis erklären die Wissenschaftler so: Durch Bewegung erhöht sich der Blutfluss im Gehirn, wodurch die Zellen vermehrt mit Sauerstoff versorgt werden. Dadurch steigt unter anderem auch die Konzentration von Botenstoffen (Neurotransmitter) an, die mitunter die interne Kommunikation im Hirn regulieren. Damit steigt insgesamt die Leistungsfähigkeit des Gehirns.[4. Etnier, J. L., Nowell, P. M., Landers, D. M., & Sibley, B. A. (2006). A meta-regression to examine the relationship between aerobic fitness and cognitive performance. Brain research reviews, 52(1), 119-130.] Ebenso konnte nachgewiesen werden, dass durch sportliche Aktivität bestimmte Hirnregionen, die für komplexe kognitive Prozesse verantwortlich sind, unterstützt und verstärkt gefördert werden.[5. Donnelly, J. E., Hillman, C. H., Castelli, D., Etnier, J. L., Lee, S., Tomporowski, P., … & Szabo-Reed, A. N. (2016). Physical activity, fitness, cognitive function, and academic achievement in children: a systematic review. Medicine and science in sports and exercise, 48(6), 1197.] Damit einher geht schließlich eine verbesserte Aufmerksamkeitssteuerung und Konzentration. Kinder nehmen bewusster Informationen auf und können diese besser verarbeiten.[6. Hillman, C. H., Pontifex, M. B., Castelli, D. M., Khan, N. A., Raine, L. B., Scudder, M. R., … & Kamijo, K. (2014). Effects of the FITKids randomized controlled trial on executive control and brain function. Pediatrics, 134(4), e1063-e1071.] Gelerntes wird so nachhaltiger und damit längerfristiger im Hirn gespeichert. Kurz gesagt: Sport macht und hält geistig fit & dynamisch!