BEWEGEN TROTZ DISPENS

Umsetzung eines Schweizer Projekts des Schweizerischen Verbands für Sport in der Schule (SVSS) auch in Deutschland?

„Aufgrund der zentralen Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport sollten alle Kinder und Jugendlichen in der Schule die Möglichkeit erhalten, die förderlichen Potenziale des Schulsports für das Lernen, vor allem aber für die physische und psychische Gesundheit zu nutzen“ (DOSB & KMK, 2017). Das Schweizer Projekt activdispens ermöglicht auch kranken/ verletzten Schülerinnen und Schülern die Nutzung der gesundheitsfördernden Potenziale im Sportunterricht, indem diese Kinder und Jugendliche Ausdauer-, Kraft-, Beweglichkeits-, Koordinations- und Entspannungsaufgaben mithilfe eines kategorisierten (nach Krankheit/ Verletzung) Übungskataloges selbständig ausführen können. Ein Dispensationsformular, das von Ärzten ausgefüllt wird und für die Sportlehrpersonen genaue Informationen aufweist, welche Übungen/Aufgaben ausgeführt werden können/ dür- fen, gewährleistet eine korrekte und angemessene aktive Integration. Es drängt sich infolge des großen Potenzials dieses Projekts hinsichtlich Gesundheitsförderung und Prävention die Frage auf, ob eine derartige Initiative nicht auch für Deutschland sinnvoll und umsetzbar wäre. Anhand eines von Sportlehrpersonen weiterführender Schulen in München und Umgebung abgegebenen Stimmungsbildes zur Thematik kranke/verletzte Schülerinnen und Schülerim Sportunterricht lässt sich ableiten, dass Bedarf an einer sinnvollen, gewinnbringenden Beschäftigung der „passiven“ Schülerinnen und Schüler über die gesamte Dauer der Sportstunde(n) besteht, da bisher noch die Beschäftigungsvariante „schauen zu“ bei über der Hälfte der befragten Sportlehrkräften häufig zum Einsatz kommt sowie die Möglichkeit „dürfen sich selbständig beschäftigen“ bei knapp der Hälfte der Probanden Anwendung findet. Beide Formen erscheinen weniger gewinnbringend. Organisatorische oder den Inhalt der Sportstunde(n) betreffende Aufgaben werden ebenso als Beschäftigungsmöglichkeiten für kranke/verletz- te Schülerinnen und Schüler gewählt, jedoch ist bei diesen Varianten zu bedenken, dass betroffene Schülerinnenund Schüler wahrscheinlich nur über eine kurze Zeitdauer beschäftigt sind.
Activdispens wäre demnach auch für die weiterführenden Schulen in Bayern bzw. Deutschland sinnvoll, gerade auch unter dem Aspekt, dass knapp 1/3 der befragten Sportlehrkräfte nicht bzw. nur teilweise mit ihrer Handhabung zufrieden ist. Die Beurteilung von activdispens hinsichtlich der Umsetzbarkeit fällt bei den Probanden unterschiedlich aus. Problematisch erscheint den befragten Lehrpersonen die Doppelbelastung bei der Aufsicht, da Zweifel bestehen, ob die kranken/verletzten Kinder und Jugendlichen sich tatsächlich selbständig mit dem Übungskatalog beschäftigen und die Übungen korrekt ausführen. Außerdem werden Raum-/Platzprobleme aufgrund großer Klassenstärken und eine effektive Zusammenarbeit mit den Ärzten von den Probanden als mögliche Hindernisse angegeben, die eine konsequente Umsetzung erschweren. Um diese Probleme zu umgehen, wäre ein erster Schritt, ausschließlich Bewegungsaufgaben für kranke/verletzte Schülerinnen und Schüler auszuwählen und an Schulen zu testen, die keinerlei Ausführungsschwierigkeiten mit sich bringen, wenig Platz benötigen sowie mit einfachem Material auskommen. Ein Vorschlag im Zusammenhang mit der Übungsauswahl wäre gerade bei Schülerinnen beispielsweise die Ergänzung der Kraft-, Beweglichkeits-, oder Entspannungsübungen von activdispens mit einfach auszuführenden Übungen aus dem Yoga, da für diese kein Material benötigt wird, sie selbständig umgesetzt werden, sie sich besonders positiv bei Kopfschmerzen, Bauch- schmerzen, oder Rückenschmerzen auswirken können und zudem der Motivationsfaktor aufgrund des aktuellen Trends möglicherweise hoch ist.

Das in der Schweiz schon gut etablierte Projekt activdispens könnte mit nicht viel Aufwand auf Deutschland übertragen werden!

Stefanie Fischer

Literatur:
DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) & KMK (Kultusministerkonferenz), (Hrsg.).(2017): „Gemeinsame Handlungsempfehlungen der Kultusministerkonferenz und des Deutschen Olympischen Sportbundes zur Weiterentwicklung des Schulsports 2017 bis 2022 . Schulsport nachhaltig fördern und systematisch weiterentwickeln – gemeinsame und gleichberechtigte Teilhabe für alle Schülerinnen und Schüler.“
Zugriff unter https://tinyurl.com/ybb9qjjg

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