In diesem Text hat Barbi Roth einige leicht zu realisierende Übungen und Spiele für eine Aufwärmphase zusammengestellt, die lediglich mit Petzi-Bällen und Weichböden auskommt:
Wie schon in der Einleitung erläutert werden hier mehrere Variationen zur spielerischen Erwärmung dargestellt. Aber nur eine kleine, geschickt ausgewählte Folge der Vorschläge wird in einer Unterrichtseinheit (UE) realisiert. Denn reagiert man spontan und flexibel auf die unmittelbare Situation in der Sportstunde, gelingt es, Spaß am Sport zu vermitteln.
Spielerisches Aufwärmen mit Weichböden und Pezzibällen
Weichböden (WB) eignen sich sowohl als Material für die gesamte Aufwärmphase als auch nur für einzelne Teile des Aufwärmens. Im folgenden wird eine Möglichkeit des Einsatzes für das gesamte Erwärmen sowie einige Spiel- und Bewegungsformen dargestellt, die die Schüler mit besonderer Freude ausführten.
Beispiel für eine gesamte Erwärmungsphase mit Weichböden und Pezzibällen:
Für die allgemeine Grunderwärmung legt man 6 Weichböden in der Mitte der Halle aneinander. Diese sind gegen Verrutschen zu sichern, um Unfälle zu vermeiden. Eine Möglichkeit besteht darin, rings um die Weichböden blaue Matten anzuordnen, die andere, daß man die Weichböden mit einem langen Seil, z.B. einer Zauberschnur, umfaßt und sie damit gegen Wegrutschen sichert. Die Weichböden liegen auf der rutschfesten Seite.
Läßt man alle Schüler die Schuhe ausziehen, erzielt man durch die folgenden Übungen ein Training der Fußmuskulatur. Zum anderen bestünde bei Turnschuhen mit dicken Sohlen (z.B. Joggingschuhe) beim Laufen in der weichen Matte eine erhöhte Verletzungsgefahr durch evtl. Umknicken. Deswegen beginnen alle Schüler und ich die Stunde mit Weichböden barfuß.
Als kurzes erstes Zwischenspiel kann auf der Weichbodenfläche Fangen gespielt werden. Es werden, je nach Klassenstäke, zwei bis drei Fänger bestimmt. Sie halten einen Arm hinter dem Rücken und sind somit als Fänger gekennzeichnet. Wer gefangen wird löst den Fänger ab und nimmt selbst den Arm hinter den Rücken. Dieses Spiel bietet sich an, damit die Schüler beim folgenden Aufbau für „Pezzi-Rugby“ nicht zu stark abkühlen.
Pezzi-Rugby
Zum „Pezzi-Rugby“ benötigt man zusätzlich zu den sechs Weichböden einen Pezziball. Die Größe „orange“ hat sich bei meinen Schülern bewährt. Der Ball ist so groß, daß er einen besonderen Aufforderungscharakter ausstahlt und trotzdem können die Schüler den Ball noch problemlos tragen.
An jeder Stirnseite der Halle werden je drei Weichböden nebeneinander senkrecht aufgestellt. Die langen Seiten der Weichböden stehen am Boden. Es ist darauf zu achten, daß die Weichböden leicht schräg an der Wand lehnen, damit sie nicht von selbst umfallen. Fällt ein Weichboden nach einer Berührung um, ist die Verletzungsgefahr trotzdem nicht bedenklich erhöht, da die Berührung der Wand dann nicht mehr aus dem Lauf erfolgt. Die Weichböden bedecken fast die gesamte Querseite und dienen als Treffer- und Auffangfläche.
Es spielen ca. fünf bis sieben Spieler pro Mannschaft. Ziel des „Pezzi-Rugby“ ist, daß ein Schüler mit dem Pezziball die
Weichböden berührt. Den Ball an die Matten werfen zählt nicht als Punkt. Ansonsten gelten die Regeln des „Raufballs“. Kratzen, Beißen und Stoßen sind verboten. Ansonsten ist alles erlaubt.
Dieses Spiel erhält seinen besonderen Reiz unter anderem dadurch, daß sich die Schüler aus dem vollen Lauf mit dem Ball gegen die Weichbodenwand werfen können und trotzdem besteht keine erhöhte Verletzungsgefahr. Hier können sich die Schüler relativ gefahrlos austoben. Eher ruhige und gehemmte Schüler können mit diesem Spiel veranlaßt werden, aufeinander zu und aus sich heraus zu gehen. Die Regeln des Fair – Play (siehe Anhang 2) werden bei Bedarf beispielhaft entwickelt.
Weitere spielerische Bewegungsaufgaben:
Die folgenden spielerischen Bewegungsaufgaben lassen sich bei einer kleinen Klasse mit der ganzen Klasse als einer Gemeinschaft durchführen oder mit zwei Mannschaften als Wettkampf der beiden Gruppen gegeneinander. Man benötigt für die Wettkampfvariante zwei Weichböden, die zu Beginn im Abstand von mehreren Metern mit der gleichen Seite nach unten am Boden liegen, so daß sich die beiden Mannschaften nicht behindern. Die sinnvolle Anzahl der Schüler pro Mannschaft hängt auch von dem Gewicht der Weichböden und der Statur der Schüler ab. Im Folgenden wird die Wettkampfvariante beschrieben:
Die zwei Mannschaften á ca. sechs bis acht Schülern stehen zum Start des Wettbewerbs hinter einer Linie am Boden. Die Abstände zwischen den Mannschaften und ihren jeweiligen WB sind gleichgroß.
Bewegungsaufgaben:
Variation: Schüler liegen gestreckt auf dem Bauch um den Weichboden herum, so daß sie mit den gestreckten Armen den WB erreichen und anheben können. Sie versuchen gemeinsam den WB in Bauchlage mit den Händen anzuheben und um 180° zu drehen (Training für die Rücken- und Armmuskulatur!)
Variation: Alle Mannschaftsmitglieder sitzen um den Weichboden und heben nur mit den Füßen den Weichboden an (Bauchmuskulatur). Ziel ist es den Weichboden nur mit den Füßen um 360° zu drehen:
Auch bei dieser Spielform bietet es sich an zwei Mannschaften gegeneinander starten zu lassen. Jede Mannschaft hat einen Weichboden. Die Schüler verteilen sich um die Weichböden (siehe Skizze unten). Die Mannschaftsmitglieder bekommen parallel Nummern zugeteilt, so daß es in der Gruppe A und in der Gruppe B zum Beispiel Nummer 1 – 8 gibt. Sind die Mannschaften nicht gleich stark, übernimmt ein Spieler zwei Nummern.
Die Weichböden liegen anfangs mit der gleichen Seite nach unten einige Meter voneinander entfernt am Boden. Die Schüler heben gemeinsam die WB an und halten sie mit langen Armen nah am Körper auf Hüfthöhe mit beiden Händen (siehe Skizze).
Die Schüler werfen ihren Weichboden aus der hüfthohen Halte so hoch, daß sie unter dem Weichboden hindurch die Plätze tauschen können. Anschließend fangen sie die WB wieder auf. In welcher Mannschaft tauschen die Schüler schneller die Plätze? Die Schüler müssen mitdenken, koordinieren und auf ihre Kollegen Rücksicht nehmen.
Die Lehrkraft überwacht, in welcher Gruppe der Platzwechsel zuerst beendet ist