Kieler „Thesen“ zum Sportunterricht
Der Deutsche Sportlehrerverband (DSLV) hat auf seiner Bundestagung am 17./18.5.19 in Kiel die Kieler ‚Thesen’ zum Sportunterricht verabschiedet.
Mit diesen fünf Thesen reagiert der Verband, der sich für die Sicherstellung und Verbesserung der Bedingungen von Sportunterricht und Schulsport einsetzt, entschlossen auf besorgniserregende Aspekte des Schulsports. Kinder und Jugendliche bewegen sich zu wenig. Dies führt nachweislich zu einer schlechteren motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen. Darüber hinaus ist festzustellen: Heranwachsende aus sozial benachteiligten oder von Armut
bedrohten Familien nehmen an sportlichen Angeboten deutlich seltener teil und erzielen schlechtere motorische Ergebnisse. Studien zeigen, dass im Vergleich zu vor dreißig Jahren die motorisch starken Heranwachsenden heute noch besser, die weniger leistungsfähigen Heranwachsenden noch schwächer sind. Die flächendeckende Versorgung mit Sportstätten und Schwimmhallen sowie ihre Ausstattung fallen regional sehr unterschiedlich aus. Um allen Kindern und Jugendlichen qualitativ und quantitativ angemessene Sportangebote machen zu können, sind den kommunalen Trägern Mindeststandards an die Hand zu geben.
Sport soll es auf vielen Feldern richten: Sport gegen Gewalt, für soziales Miteinander und Verständigung, für Fairnesserziehung, für Integration und Inklusion, für Gesundheit und vieles mehr. Hierfür müssen Sportlehrkräfte vielfältig ausgebildet sein, doch es fehlen vor allem in der Grundschule qualifizierte Lehrkräfte.
Der DSLV beabsichtigt keine Hierarchisierung von Unterrichtsfächern nach ihrer Wichtigkeit. Mit Nachdruck muss aber auch einer Entwertung von Sportunterricht als weniger wichtigem Nebenfach entgegengesteuert werden.
Nur der Sportunterricht erreicht alle Kinder und Jugendliche und bietet die Chance, Sport und Bewegung als freudvolle, gemeinschafts- und persönlichkeitsstärkende Tätigkeit erlebbar zu machen. Damit fördert Sportunterricht einen Weg in unsere vielfältige Sport und Bewegungskultur und eröffnet die Entwicklung eines individuellen persönlichkeits- und gesundheitsfördernden Selbstkonzeptes. Die Wichtigkeit der Thematik ist gesellschaftlich unbestritten – allein es tut sich zu wenig. Die
verpflichtende dritte Sportstunde ist ebenso wenig Standard wie der Einsatz qualifizierter Sportpädagog*innen.
Für einen qualitativ hochwertigen Sportunterricht und Schulsport!
Nur der Schulsport bewegt alle Kinder und Jugendlichen!
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Spiel, Sport und regelmäßige, ausreichende Bewegungsreize sind lebenslang eine wesentliche Tür zu einem leistungs- und funktionsfähigen Gehirn. Der Grundstock für diese aktiven Verhaltensweisen ist der entscheidende Beitrag zur gesunden Lebensführung und muss in der Schulzeit gelegt und später im Alltag, Beruf und Privatleben bis in den Ruhestand gepflegt werden. Dies ist wissenschaftlich hinreichend belegt und wird bildungspolitisch in der praktischen Umsetzung völlig ignoriert. Umfang, Inhalt und Qualität des schulischen Sportunterrichts und des außerunterrichtlichen Sport- und Bewegungsangebots sind angesichts der vorliegenden Erkenntnisse beschämend. Der künftige Schaden, der dem einzelnen Menschen und der Gesellschaft insgesamt dadurch zugefügt wird, lässt sich in der Höhe kaum beziffern und ist in höchstem Grad politisch völlig unverantwortlich. Es müsste eine Bürgerbewegung entstehen, die nötige Veränderungen einfordert.