Lehrerfortbildung auf der ISPO
Der DSLV besucht im Rahmen einer Fortbildung die Sportmesse ISPO in München
Im Vorfeld hatte es ziemliche Zweifel darüber gegeben, ob eine Fortbildung Sinn macht, die aufgrund einer sich sehr kurzfristig ergebenden Möglichkeit ausschließlich über unsere Homepage und über unseren mehr als lückenhaften Mail-Verteiler beworben werden konnte. Deshalb werden einige der Leserinnen und Leser dieses Magazins sicherlich überrascht sein über diese Zeilen: All die seien um Verständnis gebeten ebenso darum, Ihre Mail-Adressen möglichst schnell beim Verband zu melden.
Aber nun zum eigentlichen Thema: Unmittelbar vor Weihnachten hatte es die Messe München dem DSLV ermöglicht, eine Fortbildung auf der weltgrößen Sportartikelmesse ISPO durchzuführen. Aber damit konnten wir die Mitglieder nur per Mail über diese Veranstaltung informieren.
Nichtsdestotrotz war diese Fortbildung dann doch sehr erfolgreich. Zum Treffpunkt in der Eingangshalle der Messe war das Häuflein unserer Teilnehmer/-innen dann eingerahmt von etlichen hundert Einkäufern, Verkäufern, Designern und sonstigen Branchenvertretern des Sports – aber zum Glück gibt es ja Handys: Wir haben uns alle gefunden!
Dass Sportartikel – vor allem bei Bekleidung – längst darüber hinaus gewachsen sind, nur noch hipp oder cool auszusehen, wurde von Anfang an deutlich: mittlerweile sorgt eine Vielzahl von Labels und Zertifikaten dafür, dass Sportartikel nach Grundsätzen der Nachhaltigkeit und umweltfreundlichen Produktion hergestellt werden.
Aber auch die Vertreter der Industrie waren überrascht davon, hier von Lehrkräften über Ihre Produkte befragt zu werden: Was unterscheidet eine hydrophobe Membran von einer hydrophilen und wie funktioniert das in der Bekleidung? Was ist ein Nonwoven und wie sorgt sowas dafür, dass Handschuhe warm sind? Was rockt einen Carving Ski und wie sichert eine Skibindung Knochen und Gelenke?
Aber mindestens genauso interessant war, wie die Ausübung von Sport letztendlich ein Spiegel der gegenwärtigen Entwicklung unserer Gesellschaft darstellt: Spitzen-Know-how in Technologiezentren Europas wird in billigen Serienfertigungen in Fernost in hochwertige Produkte verwandelt und landet nach vielen Tausend Kilometern Transport wieder bei den Konsumenten in Europa: Letztendlich liegt es an der Bereitschaft der Kundschaft hierzulande, welche sozialen und ökologischen Belastungen als akzeptabel angesehen und über den Kauf von Sportartikeln auch bezahlt werden.
Wir Sportlehrer/innen sind in der beneidenswerten Lage, unseren Schülerinnen und Schülern diese Problematik so unmittelbar wie nur wenige andere vor Augen zu führen.
Als wir dann am Nachmittag in die sogenannte „Fun-Hallen“ einbogen, wurde uns Sportlehrern dann ausgesprochen drastisch ein anderes Phänomen des gegenwärtigen Sports präsentiert: Die fast vollkommene Abwesenheit von weiblichen Ausübenden! Auf allen möglichen Displays, Devices und Rampen wurden zum Teil live phantastische Leistungen geboten – fast ausschließlich von männlichen Protagonisten. Der weibliche Teil des Sports war auf Applaudieren und coole Dressings beschränkt. Und wer genauer hinsah, musste auch erkennen, dass selbst die Gespräche streng dieser Geschlechter-Trennung folgten: Die Jungs standen zusammen und diskutierten offensichtlich über „Moves“, „Stunts“ und Tricks – die Mädels standen daneben. Und standen.
Hier ist die große Herausforderung für den Sportunterricht – nicht erst in der Zukunft, wenn viele von uns schon pensioniert sein werden, sondern diese Herausforderung ist bereits heute unübersehbar da: Der Sportunterricht muss heraus aus diesem Fussball- und Risiko-fixiertem, die Männlichkeit demonstrierenden Spartendenken!
Sport ist mehr als rundum Berieselung mit Fussball und lebensgefährlichem Hobby für eine sehr, sehr kleine Handvoll Möchtegern-Selbstmörder oder Weltstars.
Eine schwere Herausforderung, die uns die ISPO eindrucksvoll vor Augen führte, die es aber lohnt, angenommen zu werden.