Preisträgerin der Saison 2017:
Frau Gerhild de Wall
Frau Studienrätin de Wall von einer Hamburger Grundschule hat die ultimative Antwort auf das ewige Gemecker von Wissenschaftlern und anderen Sportversessenen gefunden, dass an unseren Schulen zu wenig Sportunterricht stattfinden und die Bereitstellung von öffentlichen Sportmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche das Maß an gesellschaftlicher Verantwortbarkeit unterschreiten würde.
Sie packt das Übel an der Wurzel, nämlich bei den Kindern und Jugendlichen und steckt diese in wie wir hoffen schicke Jacken, die allerdings mit etlichen Kilo Sand beschwert sind. Der Nutzen dieser Zwangsjacken ist zumindest laut Gerhild de Wall offensichtlich: „Es gibt diese Kinder, die rumzappeln, motorisch unruhig sind, weil sie in sich die Not verspüren, sich zu spüren.“
Diese hinderliche Zappelei oder auch Bewegungsdrang erstickt Gerhild de Wall ganz einfach durch Sandlast. Mit der Hamburgerin Gerhild de Wall ist die moderne Form der Zwangsjacke nun in der Pädagogik des 21. Jahrhunderts angelangt.
Fast möchte man sagen: Endlich!
Endlich kein Ärger mehr mit Eltern, die aus Sicherheitswahn bei der Schulleitung vorfahren, um sich über verstauchte Knöchel im Sport zu beschweren: Bewegung wird nun einfach durch Sandbelastung verhindert! Das ruft natürlich auch sofort Begeisterung bei Rektoren hervor, wie etwa bei Frau Bonifacius von der Heinrich-Wolgast-Schule (Hamburg): „Ideal wäre, wenn wir für jede unserer 20 Klassen eine hätten. Immer griffbereit an einem Kleiderhaken.“(Anm. Redaktion: gemeint sind Sandjacken). Das ist auch viel einfacher, als etwa für jede ihrer 20 Klassen einfach mal jeden Tag eine Stunde Bewegung zu organisieren. Aber Demokratie und Menschenrechte sind nicht immer einfach. Die demokratische Grundordnung wird getragen von Menschen, die frei, sind selbige gegebenenfalls wehrhaft aktiv zu verteidigen.
Aktivitätsdrang durch beschwerte Jacken zu bezwingen, ist als pädagogische Maßnahme zur Förderung der demokratischen Partizipation wohl eher nicht geeignet. Gefunden hat Frau de Wall diese tolle Idee in den USA, die ja für ihr herausragendes Erziehungssystem mehr als berühmt ist. „Sie werden dort bei Kindern mit Autismus und Wahrnehmungsstörung eingesetzt.“ Offen bleibt, ob sich Autismus und Wahrnehmungsstörung in diesem Fall nicht eher auf Lehrer vom Schlage Frau de Wall beziehen: Es gibt bis heute keinerlei Untersuchungen über Folgen bei den so beglückten oder auch beschwerten Kindern und Jugendlichen. Alleine der Kostenvermeidungsfaktor im Bereich Sportunterricht und Anschaffung von Sportmaterialien lässt jeder/-m Kultusminister/in sicherlich das Herz vor Freude schneller schlagen.
Und endlich kann man unbeschwert die vielen Untersuchungen und wissenschaftlichen Arbeiten ignorieren, die beweisen, dass Schulsport also in seiner „klassischen“ Form mit Bewegung und Rumtollen und Spaß unserer modernen Gesellschaft bei der Bewältigung einer Vielzahl von Problemen helfen würde, nicht zuletzt auch bei Kindern, die „rumzappeln und motorisch unruhig sind“. Aber die Weltsicht von Frau de Wall hat sowas als Fake News eingestuft. Fehlt nur noch ein Vorschlag, wie besondere Leistungen bei Frau de Wall auch besonders belohnt werden könnten etwa ein Jäckchen ganz ohne Sand, dafür mit einem hippen Modelabel?
Und wenn bei wirklich hartnäckigen Fällen die „Stillisierung“ à la Wall nicht wunschgemäß klappt, kann Sand ja – ganz im Italian-Style – vielleicht auch durch Beton ersetzt werden.
Eine wahrhaft würdige Preisträgerin