STEG, STUDIE ZUR ENTWICKLUNG DER GANZTAGSSCHULE
Und was sagt diese Studie über die tägliche Bewegungszeit an den Ganztagsschulen in Bayern aus?
Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem ESF und der EU geförderte Studie zum Thema Ganztagsschulen in Deutschland wird vom Bayerischen Bildungsministerium als Grund angeführt, dass doch bezüglich Sport an bayerischen Ganztagsschulen alles in Ordnung sei. Deswegen lohnt es sich die Studie mal genauer auf ihre Aussagekraft bzgl. der von der WHO und dem Sportlehrerverband geforderten täglichen qualitativen Sport- und Bewegungszeit von 60 Minuten für alle Schülerinnen und Schüler zu betrachten.
Hier die wesentlichen Punkte aus der online verfügbaren Veröffentlichung1 in Stichworten. Grundsätzlich handelt es sich bei StEG 2013 um eine gesamt-deutsche Auswertung auf Grund einer online Schulleiterbefragung von 2012:
- Die Datenauswertung ist ein gesamtdeutscher Durchschnitt. 20 % der Gesamtbefragten sind aus dem ostdeutschen Flächenland, dies sind Ganztagstraditionsregionen. Die Teilnahme bei den West-Flächenländern insgesamt war schwach.
- Die bayerischen Zahlen und eine nur auf Bayern bezogene Auswertung zu StEG darf die Studienleitung nicht raus geben. Diese landesbezogenen Zahlen werden zwar erhoben, diese erhält aber nur das jeweilige Landesministerium.
Auf Anfrage bei der Leitung der StEG-Studie wurden folgende Informationen zu Bayern mitgeteilt: Sportangebote im Ganztag sind in Bayern ca. so häufig wie im Bundesdurchschnitt. Allerdings ist der Anteil an Ganztagsschulen, die mit Sportvereinen kooperieren, geringer als im Bundesdurchschnitt. Es wurde nicht erhoben, welchen zeitlichen Umfang die Sportangebote im Verhältnis zu anderen Angeboten einnehmen. Möglicherweise liegt hier der entscheidende Unterschied, der mit den Daten der StEG Studie aber nicht abgebildet werden kann.
Die meisten Ganztagesschulen haben einen Kooperationspartner Sport.
ABER: Die Frage an die Schulleitungen bezog sich nur auf Kooperationspartner nicht auf die Menge und Art der Sportstunden bzw. bewegungsgestützten Ganztagsbetreuung am Nachmittag. Sportliche Angebote (S. 69) werden nicht qualitativ und quantitativ beschrieben. Irgendein sportliches Angebot wird bei fast allen Ganztagsschulen angeboten. Unterricht und Ganztagsangebote werden selten „verknüpft“ – auch nicht im Sport. Diese Veröffentlichung sagt also nichts aus über die tägliche qualitative Sport- und Bewegungsbildungszeit für alle Kinder und Jugendlichen in Bayern.
Weitere Zitate und Kommentare aus Auswertungen der StEG Studie und aus anderen Veröffentlichungen zum Thema Sport im Ganztag in Bayern:
- „Mehr als 50 Prozent der Fünftklässler nehmen an der Hausaufgabenbetreuung teil, mehr als 20 Prozent an Sportangeboten.“2
Sprich nur jedes fünft Kind nimmt überhaupt an Bewegungsangeboten teil, obwohl sie an fast jeder Schule vorhanden sind. - „Kinder mit Migrationshintergrund profitierten allerdings im Bereich soziales Lernen bereits von einer kontinuierlichen Teilnahme an speziell auf das Sozialverhalten ausgerichteten oder Teamsportangeboten: Diese führte bei ihnen zu einer besseren Entwicklung des prosozialen Verhaltens. (Ergebnisse StEG 2012-2015, S. 22)
- Inhaltlich gut gestaltete und besonders auf soziale Fähigkeiten ausgerichtete Angebote des sozialen Lernens oder des Teamsports fördern dagegen das pro-soziale Verhalten aller befragten Kinder. (Ergebnisse StEG 2012-2015, S. 23)
- „Bei den freizeitbezogenen Angeboten zeigen sich sehr deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. So sind Mädchen und junge Frauen in den beiden Angeboten mit musisch-kultureller Prägung überrepräsentiert. Demgegenüber sind Jungen und junge Männer sehr häufig in sportzentrierten Angeboten.“ (Ergebnisse StEG 2012-2015, S. 38)
- „Sachsen ist Spitzenreiter bei der Ganztagsbetreuung: 73,3 Prozent der sächsischen Schüler/innen nutzen Ganztagsangebote, 28,1 Prozent von ihnen gebundene – ebenfalls der Spitzenwert unter den sechzehn Bundesländern. Bayern liegt mit nur 10,5 Prozent der Schüler/innen in Ganztagsbetreuung am Ende des Ländervergleichs“ 3
- „Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung stellt ganz klar fest: Ganztag bringt nur etwas, wenn die Kinder kontinuierlich an einem qualitativ hochwertigen Programm teilnehmen. In Bayern sind wir von diesen Maßstäben Lichtjahre entfernt: Oft handelt es sich nur um Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung. Wenn allerdings, so weist die Studie nach, ein guter Ganztag angeboten wird, trägt dieser zu Bildungsgerechtigkeit bei.“ (Lange 2013, S. 12)
Um jetzt endlich die Anfrangsfrage klar zu beantworten: Was sagt die StEG über Qualität und Quantität von Sport und Bewegungsbildung konkret an den Ganztagsschulen in Bayern aus?
Nichts.
Quellen:
1. https://goo.gl/sdt07Y (2017_01_19) 2 Vgl. Ergebnisse StEG 2012-2015: Ergebnisse der Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen 2012–2015, STEG 2012–
2. 2015: ZENTRALE BEFUNDE UND SCHLUSSFOLGERUNGEN, online https://goo.gl/CK41cb (2017_01_19)
3 Lange, Valerie: Gute Ganztagsschule 2013, (16 Bundesländer) https://goo.gl/h0Sr9o (2017_01_19), S. 4